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03.
Wie entsteht die
Fettsucht ?
Fettleibigkeit
entsteht nicht von heute auf morgen, sondern ist Ergebnis eines
schleichenden Prozesses, der Jahre oder Jahrzehnte andauert. Die
Grenzen zwischen Normalgewicht, Übergewicht und Fettsucht sind fließend.
Man merkt nur allmählich, was mit einem geschieht. Die
Fettleibigkeit ist dementsprechend auch nicht in kurzer Zeit zu
beheben, sondern bedarf ständig angepaßter Lebens- und Ernährungsweise.
Sie kann - muß aber nicht - Folge von Maßlosigkeit im Essen und
Trinken sein. Die Entstehung kann ererbte oder soziale Ursachen
haben, manchmal treffen beide zusammen. Ererbt kann die Fähigkeit
sein, mit wenig Energie aus der Nahrung auszukommen; jede verzehrte
Kalorie wird im Reservefett unter der Haut gespeichert; manchem
reichen täglich 2000 kcal oder weniger, um dick zu werden. Für
diese Menschen ist es schon schwer, schlank zu bleiben. Im Gegensatz
zu den guten stehen die schlechten Futterverwerter, die vielleicht
4000 kcal verzehren können und dennoch schlank bleiben; die zu viel
verzehrte Energie wird als Wärme über die Haut abgestrahlt. Ein
Grundsatz gilt allerdings immer : Wer Gewichtsprobleme hat, muß
weniger Energie verzehren, als er Energie (für Körperwärme,
Stoffwechsel, Arbeit und Sport) verbraucht, und wenn er bis dahin
noch so wenig gegessen hat. Nun zu den Ursachen. Dazu gehört zum
Beispiel die Tatsache, daß einerseits sportliche Schlankheit als
Schönheitsideal gilt, andererseits spielt in unserer Lebensweise
die Verführung zum Zuvielessen keine geringe Rolle : Das gute Essen
zu den großen und kleinen Festen und bei Gastlichkeiten, die
Aufforderung zum ständigen Zulangen, das oft überaus reichliche
Essen auf Urlaubsreisen, das kalte Büfett bei besonderen
Gelegenheiten, die Kaffe-und-Kuchen-Runden bei Geburtstagen im
Kollektiv, das Überschütten der Kinder mit Kuchen, Keksen, Bonbons
und Schokolade von frühen Lebensmonaten an. Nicht zu übersehen
sind auch individuelle psychische Ursachen : Manche, und darunter
gerade auch Übergewichtige, können Essenreizen nicht wiederstehen,
sie müssen einfach zugreifen, wenn sie etwas sehen, auch wenn sie
noch so satt sind. Mancher ißt aus Kummer oder Langeweile zu viel,
bei anderen kann es ein Arbeitsplatzwechsel von körperlich schwerer
zu leichter Arbeit sein : Man ißt nach wie vor die gewohnten
Portionen, obgleich man sie gar nicht mehr braucht. Ältere Leute
wissen oft nicht, daß ihr Energiebedarf mit den Jahren absinkt und
gegen das Dickwerden meist nur hilft, sich auf weniger Essen
umzustellen. Mancher Schlanke wird plötzlich dick, weil er, bisher
an einfache Kost gewöhnt, seine Eßgewohnheiten ändert, z.Bsp.
mehr Fett und Fleisch verzehrt, ohne das verkraften zu können.
Insgesamt entsteht die Fettsucht durch das Zusammenwirken
angeborener, sozialer und individueller Faktoren, also ein ganzes
Ursachenbündel, das oft schwer durchschaubar ist.
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